„Ein Thema, das etwas mit unserer alltäglichen Erfahrung zu tun hat” – diese Vorbemerkung zur zeitlosen Relevanz von Marlene Röders Jugendbuch Zebraland, mit der Jörg Wetzel seine einführenden Worte zur Autorenlesung beschließt, beschäftigt die Schüler der 8. Klassen während der spannenden Präsentation eines hochgelobten Kriminalromans, der 2010 mit dem Evangelischen Buchpreis ausgezeichnet wurde.

Die Protagonisten Ziggy, Judith, Philipp und Anouk sind etwas älter als das Publikum, dem Röder heute ihr Werk vorstellt: Anouk darf bereits Auto fahren und verursacht einen folgenschweren Unfall, bei dem eine Mitschülerin ums Leben kommt. Mit der Situation völlig überfordert, begehen die vier Jugendlichen Fahrerflucht und sind fortan zu allem bereit, um ihre Schuld an Yasmins Tod zu vertuschen, denn das fälschlicherweise bereits für tot gehaltene Unfallopfer hätte womöglich gerettet werden können, wenn sie rechtzeitig Hilfe geholt hätten.

Röder wechselt zwischen raffender Nacherzählung und dem Vorlesen zentraler Szenen ab, bezieht die Schüler durch effektvoll eingesetzte Pausen und das Schaffen von Erwartungshaltungen in einen Dialog ein und vertieft so die eingangs gestellte „Quid ad nos”-Frage. Nach einer verstörenden Begegnung mit Yasmins Brüdern Murad und Kerim erhalten die vier Protagonisten Briefe von einem Erpresser, der sich „Mose” nennt und den Tätern zur Sühnung ihrer Schuld Aufgaben stellt: Judith soll ein wichtiges Rennen freiwillig verlieren, Philipp als Redakteur der Schülerzeitung zurücktreten, Anouk sich ein Tattoo stechen lassen. Zähneknirschend gehorchen die drei und beäugen misstrauisch Ziggy, der bislang ungeschoren davongekommen ist. Dieser vertieft sich derweil in Yasmins Tagebuch und lernt das Mädchen, das alle wegen seines schwarzweißen Kopftuchs nur „Zebra” genannt haben, so erst richtig kennen …

Natürlich wird nicht verraten, wie die Geschichte ausgeht, wer sich hinter dem Erpresser „Mose” verbirgt oder ob Ziggy seine Aufgabe, deren Inhalt ein Schüler der Autorin dann doch noch entlockt, ebenfalls erfüllt – stattdessen beantwortet sie Fragen zur Aussage des Romans wie die eingangs aufgeworfene zum Alltagsbezug, zum Schriftstellerberuf und zur Entstehung eines Jugendbuches. Am Ende liest Röder als heiteren Kontrapunkt zu Zebraland die Kurzgeschichte „Chuck Norris und all seine Freunde” vor, bevor die Schüler Gelegenheit haben, sich Autogramme zu holen, Fotos mit der Autorin zu machen oder noch letzte Fragen unter vier Augen loszuwerden.

(H.Ullrich)

Autorenlesung von Marlene Röder am SBG