Wir leben in einer pluralistischen Gesellschaft, in der Menschen unterschiedlicher Religionszugehörigkeit oder auch ohne Bekenntnis zusammenleben. Deshalb ist es bereits für junge Menschen sehr wichtig, dass man jeweils einige grundlegende Dinge über andere Religionen weiß und die wichtigen Werte von Toleranz und Respekt üben lernt. Im Rahmen der Unterrichtseinheit „Islam” im Religions- und Ethikunterricht besuchten die achten Klassen Ende Juni die Sultan-Ahmet-Moschee in Bruchsal und wurden dort von Frau Altun, die dort als Dialogbeauftragte und Frauenvorstand fungiert, herzlich begrüßt. Frau Altun empfing die Schülerinnen und Schüler im Jugendraum des Kulturzentrums und führte sie dann in zwei Gruppen durch die Moschee. Im Waschraum erklärte sie die Regeln der Ritualwaschung, die dazu dient, den Schmutz des Alltags wegzuwaschen und sich für das Gebet vorzubereiten. Aufmerksam lauschten die Achtklässler, wie oft es für einen Muslim Hände, Mund, Gesicht, Arme etc. zu reinigen gilt, bevor sie beim Betreten des großen Saals der Moschee nicht schlecht staunten: Wirkt die Moschee in der Industriestraße von außen doch recht unscheinbar, so erstrahlt sie innen in prächtigen Farben.

Kalligraphisch finden sich an Decke und Wänden unter anderem die 99 Namen Allahs sowie die Namen der zahlreichen Propheten. Selbstverständlich mussten alle Besucher die Schuhe ausziehen und durften dann auf dem schönen, großen Gebetsteppich Platz nehmen, wo sie alles in der Richtung Mekka ausgerichteten Moschee in Ruhe betrachten durften. Die fünf Säulen des Islam – Glaubensbekenntnis, Gebet, Pflichtabgabe, Fasten und die Pilgerfahrt nach Mekka – kannten alle schon aus dem Unterricht, aber darüber hinaus konnten viele weitere Fragen gestellt werden. Wie gestaltet sich das Freitagsgebet in Bruchsal, wie war das gerade erst zurückliegende Fest des Fastenbrechens? Auch Gebetsketten und verschiedene Ausgaben des Koran durften in die Hand genommen werden, wobei darauf zu achten war, dass das Heilige Buch der Muslime nicht den Boden berührte. Und auch umstrittene Fragen wie diejenige nach dem Tragen eines Kopftuchs wurden gerne beantwortet: In der Bruchsaler Gemeinde tragen etwa 50 % der Musliminnen ein Kopftuch, Frau Altun zufolge sei dies deren freie Entscheidung, erst nach der Pubertät und nicht zwingend. Bei der zweiten Schülergruppe war auch der Religionsgelehrte Herr Yilmaz anwesend, der mit einer schönen, kräftigen Stimme den Gebetsruf vortrug und im Anschluss auch eine Sure vorsang. Wer wollte, konnte auch mit ihm gemeinsam die verschiedenen Gebetshaltungen nachvollziehen und noch weitere Fragen stellen – da der Imam nur türkisch sprach, übersetzte Frau Altun für ihn.


Es war ein heißer Tag und für die Achtklässler eine willkommene Abwechslung zum alltäglichen Unterricht – und es war etwas anderes, wirklich in einer Moschee zu sein als nur über sie zu lesen und zu sprechen. So kann ein solcher Besuch hoffentlich sowohl Vorurteile abbauen als auch einen kritischen Geist stärken helfen.

(Th)

Zu Besuch in der Sultan-Ahmet-Moschee