Am 24. Juli um 19 Uhr war es endlich so weit: Die Abiturientinnen und Abiturienten des Jahrgangs 2020 bekamen am Schönborn-Gymnasium ihre Abschlusszeugnisse überreicht. Dieses eigentlich jährlich wiederkehrende Ereignis war in diesem Jahr alles andere als selbstverständlich – nicht nur war wochenlang in Frage gestanden, ob es überhaupt reguläre Abiturprüfungen geben würde, sondern im Anschluss war auch noch die Form der Übergabe der Abiturzeugnisse eine ganz besondere Herausforderung. Wie konnte man eine feierliche Übergabe gestalten, wenn doch reguläre Abiturfeiern eigentlich gar nicht erlaubt waren? Wie konnte man die Interessen des ganzen Jahrgangs, der zusammen feiern wollte, und die Interessen der Eltern, die am großen Tag ihrer Kinder dabei sein wollten, miteinander vereinbaren und gleichzeitig die zulässige Personenzahl sowie die Abstandsregeln berücksichtigen?
Am Schönborn-Gymnasium konnte man für eine gelungene Feier die schöne Örtlichkeit ebenso nutzen wie die moderne Technik. Der geräumige, baumbewachsene Innenhof des einstigen Wasserschlosses bot eine angemessene Kulisse und eine kleine Bühne wurde von den Abiturienten im Vorfeld geschmückt und mit goldenen Ballons bestückt: Das Abimotto „Die Goldenen Zwanziger – It’s gonnabi legendary” – sollte auch unter freiem Himmel nicht vergessen werden.
Zum Glück hielt das Wetter und die gesamte feierliche Veranstaltung konnte denn auch von der AG „SBG-TV” gestreamt werden (Simon Ziehlke, Skye Bauert und Maria Ruppel aus der K1 unter Mithilfe des externen technischen Beraters Kilian Speder), so dass auch die Eltern zuhause alles live miterleben konnten. Ein vom Abschlussjahrgang eigens engagierter Fotograf hielt zudem die feierliche Übergabe der Reifezeugnisse fest und machte zahlreiche Fotos von den vielen sehr festlich und schick gekleideten Absolventinnen und Absolventen. Und auch die musikalischen Beiträger Robin Ebert am Klavier, Charlotte Magez und Leona Metka an Cello und Klavier sowie die Abiband (Mara Liede Gallego, Eda Saner, Sonia Eberhart und Christian Geier) kamen nicht zu kurz.
Aber was für eine Achterbahn der Gefühle hatte man nicht in diesem Jahr erlebt! Darauf wies auch die Scheffelpreisträgerin Angelina Ignjatovic in ihrer Rede hin: Alle hätten gedacht, 2020 werde ihr Jahr, doch dann sei im März Corona gekommen mit der Schulschließung, die sich niemand je hätte träumen lassen – und anstatt des ersehnten Gefühls von Freiheit und Aufschwung habe man erst einmal Empörung und Unverständnis empfunden. Und so wie es einst in den 1920ern gewesen sei, so bot denn auch das Jahr 2020 auf einmal seinen ganz eigenen „Tanz auf dem Vulkan”. Zum Glück war dieser für die Abiturienten schließlich erfolgreich: Alle haben ihre Abiturprüfungen bestanden, viele sogar mit sehr guten Ergebnissen. Der Schulleiter Georg Leber lobte denn auch in seiner Rede, dass dies unter den völlig unerwarteten Rahmenbedingungen des Jahres 2020 eine besondere Leistung sei und zollte allen Respekt und Anerkennung. Mit dem Abitur habe man nicht nur die Zugangsberechtigung für ein Hochschulstudium erworben, sondern auch die Voraussetzungen für ein selbstbestimmtes und aufrechtes Leben. In seiner Rede ging er auf das berühmte „Erkenne dich selbst!” ein, das einst am Apollontempel in Delphi zu lesen war und neben der griechischen auch eine römische Tradition hat. Bis heute sei es für jeden Menschen eine wichtige und immer wiederkehrende Aufgabe, die eigenen Anlagen und Begabungen zu erkennen, aber auch einzusehen, wo die eigenen Grenzen sind.
Dass wir nicht alles selbst in der Hand haben, aber versuchen müssen, das beste daraus zu machen, hat uns allen das Corona-Jahr 2020 vor Augen geführt – bei der Abiturfeier am SBG ist es gelungen, das beste daraus zu machen.
Th