Ende Juni besuchten alle vier sechsten Klassen des Schönborn-Gymnasiums die Synagoge der Jüdischen Kultusgemeinde Karlsruhe in der Knielinger Allee. Dank der Initiative von Herrn Speder konnte nach zweijähriger Pause wieder ein Besuch organisiert werden, auf den sich alle Beteiligten sehr freuten.
Die Klassen 6a und 6b reisten am 23. Juni zusammen mit ihren Religionslehrern Herrn Speder und Herrn Vehman sowie ihrer Ethiklehrerin Frau Straub, die Klassen 6c und 6d eine Woche später am 30. Juni zusammen mit ihren Religionslehrern Herrn Hirth und Frau Dr. Jabbarian sowie ihrer Ethiklehrerin Frau Dr. Thern. Alle Gruppen hatten sich auf diesen Besuch durch eine gründliche Beschäftigung mit dem Judentum gut vorbereitet und waren gespannt, eine Synagoge in der Nähe selbst erleben zu dürfen.
Das aus dem Jahr 1971 stammende Gebäude in Karlsruhe ist in der Form eines Davidsterns gebaut, ein großer neunarmiger Chanukka-Leuchter vor dem Eingang weist ebenfalls auf das jüdische Gotteshaus hin. Ein weiteres wichtiges Symbol findet sich mit der Menora im Inneren der Synagoge – späterhin konnte man lernen, dass dieser siebenarmige Leuchter als Symbol für die Erschaffung der Welt in sieben Tagen steht.
Es gab überhaupt viel zu lernen und zu erkunden. Die jungen Schülerinnen und Schüler wurden herzlich von dem Religionslehrer und Geschäftsführer Daniel Nemirovsky in Empfang genommen, der sie kundig und gelehrt über viele Details informierte und sich als sehr offen für alle möglichen Fragen erwies. Als die Sechstklässler in der Synagoge Platz genommen hatten, rief der jüdische Religionslehrer großes Erstaunen mit seiner anfänglichen Behauptung hervor, man sei gar nicht in einer Synagoge! Das Wort „Synagoge“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet eigentlich „Versammlung“ – nur wenn mindestens zehn religionsmündige jüdische Männer zusammen Gottesdienst feiern, kann man wirklich von einer Synagoge sprechen – und die Frauen müssen getrennt sitzen. Dies alles war bei den jungen Besuchern nicht der Fall.
So konnte manche neue Erkenntnis gewonnen und es durfte auch einmal geschmunzelt werden. Einen Höhepunkt stellte die Öffnung des kostbaren Thoraschrankes dar, wobei alle aus Respekt aufstanden. Die prächtigen, heiligen Thorarollen wurden sichtbar; darüber hinaus durften die Besucher als etwas ganze Besonderes eine entsakralisierte Thorarolle der Gemeinde näher betrachten und das feine Pergament mit den kalligraphischen hebräischen Buchstaben sogar berühren. Herr Nemirovsky erläuterte zudem, dass eine Thorarolle etwa 30 – 35 m lang sei und nur etwa 80 – 100 Jahre halte; danach werde sie beerdigt. Auch durften die Schülerinnen und Schüler sich noch den schönen Klang einiger hebräischer Verse anhören.
So war diese kleine Exkursion ins Judentum eine wertvolle Erfahrung und ein besonderes Erlebnis. Gerade in Zeiten eines leider wieder erstarkenden Antisemitismus kann sie hoffentlich zum besseren Verständnis und zum Abbau von Vorurteilen beitragen. Vielen Dank an die Jüdische Kultusgemeinde Karlsruhe, dass sie dies ermöglicht hat.