KI oder auch AI entwickelt sich im Moment rasend schnell weiter und wird gegenwärtig mit allen Chancen und Risiken vielfältig diskutiert. So war es eine sehr aktuelle Thematik, zu der man am 27. November eine ganz besondere Veranstaltung in der Mensa des Schönborn-Gymnasiums erleben durfte: Ab 17.30 Uhr fand dort das renommierte neunte Bruchsaler Bildungsforum zum Thema „Denken adieu? KI und ChatGPT machen Schule“ statt.
Als prominenter Redner war der Journalist und Youtuber Mirko Drotschmann eingeladen, den viele als „MrWissen2go“ von seinen zahlreichen Videos her kennen. Der Internetstar mit seinen 2,2 Millionen Followern erwies sich als ein echter Publikumsmagnet: Nicht nur war das Bildungsforum ausgebucht und es gab sogar eine Warteliste, sondern am Ende der Veranstaltung standen viele Schülerinnen und Schüler sogar Schlange, um ein Selfie mit „Mirko“ ergattern zu können.
Zu Beginn der gelungenen Veranstaltung durften die Anwesenden gleich einen Eindruck vom kreativen Potenzial einer KI gewinnen: Als Eingangsvideo hatte Herr Wolfgang Schneider vom SBG mithilfe von KI einen Song zum Bildungsforum generiert, der sich nicht nur nett anhörte und einen passenden Text über das Schönborn-Gymnasium zum besten gab, sondern dessen Screencast auch noch offenlegte, wie man eine KI schrittweise zur Generierung eines solchen Werks nutzen kann. So war der Abend perfekt eröffnet.
Im Anschluss begrüßte der stellvertretende Schulleiter Dirk Speder sehr zufrieden die zahlreichen Anwesenden und Honoratioren und freute sich dabei als „Schlossherr“ auch über die neue professionelle Soundanlage, die gerade in den schönen Saal der Mensa eingebaut worden war. Bei der Begrüßung betonte Herr Speder, dass er sich von dem sicher spannenden Abend Anregungen erhoffe, wie das SBG als Schule mit KI und ChatGPT umgehen könne. Durch den Abend führte dann der Mitorganisator und Leiter der Bruchsaler Volkshochschule Alexander Kabus, der auch den Vortragenden begrüßte und die anschließende Podiumsdiskussion moderierte.
In seinem Impulsvortrag widmete sich Mirko Drotschmann vor allem dem Thema der Falschmeldungen, die eine Gefahr für die Demokratie darstellten. Fake News teilte er dabei in verschiedene Gruppen ein: In solche, die ein Narrativ verbreiten wollten und andere, bei denen es vor allem um das Geschäft und Geld gehe. Davon zu unterscheiden seien politisch motivierte Fake News und solche, die vor allem dem Spaß dienten. Besonders problematisch sei dabei, dass das Internet generell ein Brandbeschleuniger für Falschmeldungen sei und diese sich deutlich schneller verbreiteten als die Aufklärung über sie. Drotschmann verglich dieses Phänomen auch mit dem Versuch, ein brennendes Haus mit einer Gießkanne zu löschen.
Interessant ist nun vor allem, dass KI auch dabei helfen kann, Fake News als solche zu entlarven – Google Lens oder die Rückverfolgung zur Quelle wurden dabei anschaulich als Beispiele vorgeführt. Das geschulte Auge könne bei gefakten Bildern vor allem auf Licht und Farbgebung, Gliedmaßen und Hände, merkwürdige Perspektiven oder Gesichter im Hintergrund achten – hier gebe es noch Kinderkrankheiten von KI, so dass man Fakes mit genauer Beobachtung und auch mithilfe des gesunden Menschenverstands durchaus entlarven könne.
Auch wenn Bilder schon vor hundert Jahren manipuliert worden seien, gebe es heute doch besondere Gefahren für die Demokratie: Es sei nötig, sich unschönen Phänomenen wie Herabwürdigung, Manipulation und Verunsicherung entgegenzustellen. Wichtig sei es, Beiträge genau zu analysieren, Hintergründe zu prüfen, Fakten zu checken und nur seriösen Quellen zu trauen. Für die Schule sei es deshalb besonders wichtig, dass junge Menschen Medienkompetenz beigebracht bekämen und die User lernten, Fakes besser zu erkennen.
Im Anschluss an den Impulsvortrag von „MrWissen2go“ meldete sich noch kurz ein Avatar von Dirk Speder per Videoeinblendung zu Wort: In einem von Dr. Daniel Wiesler vom SBG mithilfe des Tools „Heygen“ erstellten Deepfake erschien der gegenwärtige Schulleiter auf der Leinwand und erwies sich als ein wahres Sprachentalent: Er sprach nicht nur fließend Englisch, sondern wechselte mühelos auch ins Spanische und Türkische. Nötig war für die überzeugende und auch amüsante Vorstellung lediglich ein 30-Sekunden Video als Basis, das mithilfe von KI täuschend echt bearbeitet worden war.
So gab es für die sich anschließende Podiumsdiskussion viele Anknüpfungspunkte, um das noch recht neue vielschichtige Phänomen von KI an der Schule näher zu beleuchten. Auf die Frage, wie es denn an der Schule mit Deepfakes aussehe, äußerte sich der Schülersprecher Tim Peter recht zuversichtlich: Aufgrund ihres Alters hätten Schüler gewisse Vorteile, sie würden schneller reagieren und auch einfacher erkennen, was Sache ist. Dr. Daniel Wiesler wiederum verwies auf den Medienbildungsplan, den es am SBG bereits ab der 5. Klasse gebe. Es müsse ein Bewusstsein dafür geschaffen werden, dass bei jedem bewegten Bild nicht klar sei, ob es auch real ist – und auch ein Bewusstsein dafür, wie KI funktioniert. Ein LLM („Large Language Modell“, eine KI, die u. a. auch Text erkennen und generieren kann) sei generell kontext- und nicht faktenorientiert, deshalb sei auch ChatGPT keine genaue Informationquelle. Wenn man das weiß, habe man ein gutes, vielseitig einsetzbares Werkzeug.
Im Anschluss an die vielschichtige Podiumsdiskussion rundeten ein „Get-together“ und zahlreiche Fotos den erfolgreichen Abend ab. Die angehenden Abiturienten und Abiturientinnen kümmerten sich unter der Regie von Frau Birgit Rogge um das von der Stadt zur Verfügung gestellte Catering und verkauften gut gelaunt verschiedene Getränke für die Kasse ihrer für den nächsten Sommer geplanten Abiturfeier.
Ein großes Dankeschön an die vielen engagierten Helferinnen und Helfer unter den Lehrern und Schülern, insbesondere auch an die Kursstufenschüler, den Hausmeister und die Hersteller der beiden gelungenen Videos. Auch Herr Speder äußerte sich sehr zufrieden über die gelungene Veranstaltung und bedankte sich bei den vielen intelligenten Helfern im Hintergrund. Diese sind eben doch nach wie vor unverzichtbar und auch menschlich nötig – und können auch in Zukunft von keiner KI ersetzt werden. (Th)