Auf Einladung der Spanischlehrerin Simone Schönung besuchten am 23.05.2019 Herr und Frau Münster aus Argentinien das Schönborn Gymnasium. Irene Münster ist die Enkelin von Robert Bär, einem angesehenen Grabener Brennerei-Besitzer, der aufgrund seines jüdischen Glaubens im April 1940 zusammen mit seiner Frau Else und seiner Tochter Marianne nach Argentinien emigrieren musste. Die Besucher konnten so als Zeitzeugen von den Erfahrungen ihrer Familie während der Zeit des Nationalsozialismus, von der Flucht aus Deutschland und von ihrem Leben in Argentinien zur Zeit der Militärdiktatur 1976 bis 1983 berichten.
Um verschiedene Klassenstufen miteinbeziehen zu können, hatte Frau Schönung drei verschiedene Vorträge organisiert, in denen Irene Münster von der Geschichte ihrer Mutter Marianne, deren Kindheit in Graben, der Schulzeit in Bruchsal und Karlsruhe sowie der Flucht nach Buenos Aires erzählte. Ihre persönliche Darstellung berührte die anwesenden Schüler der 8., 9., 10. und 12. Klassen jeweils sehr, wie dies auch in den anschließenden Gesprächen deutlich wurde. In der 10. Klasse hatten sich die Spanischschüler gerade intensiv mit Argentinien beschäftigt und den Roman „La memoria de los seres perdidos” gelesen. In einem auf Englisch geführten Gespräch mit interessierten Schülerinnen und Schülern aller 10. Klassen berichteten die beiden Besucher vor allem über ihr Leben in Argentinien zur Zeit der Militärdiktatur. Von den Erlebnissen der beiden Zeitzeugen waren die Schüler äußerst beeindruckt:
Auf Frau Münster, die sich während dieser Zeit für Verfolgte einsetzte, wurde ein Attentat verübt, dem sie nur knapp entkam. Für Herrn Münster wiederum war es zu dieser Zeit ebenfalls gefährlich, einfach nur weil er einen Vollbart trug und deshalb verdächtig war. Viele Schüler zeigten sich bewegt von dem Schicksal der Famile – gerade die reale Geschichte einer Zeitzeugin brachte viele besonders zum Nachdenken. Und so meinte auch Elias aus der Kursstufe: „Es war das erste Mal, dass ich jemanden kennengelernt habe, der eine jüdische Familie in Nazideutschland hatte. Jetzt ist es leichter für mich, mir der Geschichte des Holocausts bewusst zu sein.”
Auch Frau Münsters Botschaft, das Leben zu lieben, alle Menschen auch als Menschen zu behandeln und ihnen nicht die Menschwürde abzusprechen, sondern für ein friedliches Zusammenleben zu kämpfen, nahmen sich die Jugendlichen zu Herzen. Die Oberstüfler rief sie auch dazu auf, sich an der Gemeinde- und Kommunalwahl zu beteiligen, um an der Gestaltung des gesellschaftlichen Lebens mitzuwirken.
Zum Abschluss ihres Besuches begleitete Herr Dr. Schmich, der ehemalige Schulleiter des Schönborn-Gymnasiums, Frau Münster und ihren Mann noch zu dem im Lichthof des Schulgebäudes angebrachten Mahnmal zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus
(Sg / Th)