Eigentlich ist es schmerzlich, im Musikunterricht gerade nicht mehr zusammen singen und musizieren zu können. Aber besonders angesichts der ganzen geschlossenen Kultureinrichtungen wächst das Bedürfnis nach Musik und Kultur – wie also lässt sich der Musikunterricht für Schülerinnen und Schüler auch online attraktiv gestalten? Die Musiklehrerin Barbara Lehrian vom SBG hat da eine Menge Ideen in den unterschiedlichsten Klassenstufen in die Tat umgesetzt – so werden die oft behaupteten Chancen der Krise auf einmal kreative Realität.
Es kann nicht einfach „trockene Musiktheorie“ sein, die nun im Distanzunterricht vermittelt wird, sondern Frau Lehrian erklärt: „Ich nehme meine Schüler bei der Hand und führe sie durch die Kulturlandschaft.“ Die Oberstufe setzt sich im Anschluss an das Beethovenjahr genauer mit diesem genialen Komponisten auseinander, der bereits im Alter von 7 Jahren seinen ersten öffentlichen Auftritt hatte und sich später als eine Art Prometheus verstand, dessen Ziel es war, mit seinem Feuer die Intelligenz und den Freiheitswillen der Menschen zu entzünden. Ein herausfordernder Komponist, der für die Schülerinnen und Schüler gerade aufgrund seiner Emotionalität und Gegensätzlichkeit besonders interessant ist. Und es geht nicht nur darum, Auszüge seiner 3. Symphonie genauer anzuhören, sondern auch darum, den Menschen Beethoven in seinem zeitgenössischen Kontext genauer kennen zu lernen. Hat er wirklich seine 3. Symphonie Napoleon gewidmet? Wie stand er zu den Idealen der Französischen Revolution? Verschiedene Internetquellen ermöglichen hier eine differenzierte Recherche, auch die gefeierte Nürnberger Dirigentin Joana Mallwitz wird mit ihren hervorragenden Erklärvideos miteinbezogen.
Die 7. Klasse darf sich ebenfalls mit Beethoven beschäftigen und hier in einem Beethoven-Experiment auch ein animiertes Video zur 5. Symphonie ansehen. Und nicht nur das: Es darf sogar getanzt werden! Die professionelle Hip-Hop-Tanzgruppe „Flying Steps“, die Beethovens 5. Symphonie anspruchsvoll „aufgepeppt“ hat, lässt noch einmal eine andere Dimension erspüren: In einem Tutorial können die Schülerinnen und Schüler zu Hause den Rhythmus nachempfinden, indem sie die Bewegungen mitmachen und zu Beethoven tanzen. Natürlich kommt in einem mithilfe von Videoausschnitten zu erstellenden Steckbrief auch die Frage nicht zu kurz, warum Beethoven als ein „Dickschädel“ galt. Ein Schüler der 5a beantwortete dies treffend: „Weil er durch seine Taubheit die Menschen nicht mehr richtig wahrnehmen konnte und alle Menschen immer machen mussten, was er wollte.“
In der 6. Klasse wiederum steht mit Händel und Bach der Barock auf dem Programm. Auch hier kann man durch kreative Ideen vieles nicht nur über deren wunderbare Musik, sondern auch über das höfische Leben lernen. Wie sah Händel aus als schick gekleideter Herr? Wie war die Mode der Zeit für die Frauen, deren Taille so eng geschnürt wurde, dass sogar ihre inneren Organe darunter litten? Würden die Sechstklässler das selbst anziehen wollen? Aber nicht nur die Mode der Zeit, auch das barocke Opernhaus, die zeitgenössischen Musikinstrumente und die Orgelmusik Bachs werden genauer betrachtet.
So bietet der Distanzunterricht auch in der Musik viele Möglichkeiten und man kann in allen Altersstufen sogar richtig viel über Kunst und Kultur mitnehmen. (Th)